HANDELSBLATT, Mittwoch, 14. 4. 1976, Ausschnitt |
Ein müder
“Lohengrin”, ein feuriges Requiem |
Die 10. Osterfestspiele
in Salzburg |
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Krönung der Festspiele: Giuseppe Verdis Requiem für
Solostimmen (Montserrat Caballé, Fiorenza Cossotto, José van Dam, José
Carreras), Chor (Singverein der Musikfreunde Wien, einstudiert von Helmut
Froschauer). Kindliche Gläubigkeit steigert sich zu flehendem Gebet. Fast
zögernd bringt Karajan das Orchester zu dynamischer Steigerung. Der Tag des
Zornes bricht wie ein Vulkan über das große Haus, verklingt schließlich in
unendlicher Traurigkeit. Jubelnd bricht der Applaus los. Orchester, Solisten
und Dirigenten gebührt er im vollen Maße, dennoch müßten jenen, die selbst
geschmückt zum Fest dem Glanz der Spiele folgen, klar sein, daß eine
Totenmesse in einer Kirche zelebriert wird, das Festspielhaus an diesem 13.
April zum Dom wurde und nicht zum Zirkus der Eitelkeiten. Schade, denn es
bleibt etwas von Bitterkeit zurück, wenn ein so vollendetes Requiem keine
Besinnung mehr zu lösen vermag, sondern nur donnernden Applaus. |
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