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Orpheus 9/10 -  1982

Kopenhagen - KONZERTE IM TIVOLI

 

 

Im Sommer, wenn der Tivoli in Kopenhagen seine Pforten geöffnet hat, weht ein etwas internationaler Wind durch Konzerte mit gefeierten Solisten, wie u. a. in diesem Jahr René Kollo und Birgit Nilsson, Christa Ludwig oder Katia Ricciarelli. In diesem Rahmen gab auch JOSE CARRERAS einen Arienabend (31. 7.). Ein großer Pluspunkt dieser Konzerte ist die Begleitung durch ein volles Orchester und nicht, wie leider aus Finanzgründen nur allzu oft, von einem Flügel.

Im ersten Teil des Abends sang Carreras zwei Arien aus „Rigoletto“ und aus „Il Corsaro“. Überraschenderweise schien ihm die von Verdi verlangte Technik wenig zu liegen. Weitaus besser gelang "O Paradis" aus .‚L‘Africaine" (Meyerbeer). Im zweiten Teil dagegen ließ er dann hören, daß er heute einer der besten Interpreten für die Rollen des Verismo ist. Des Grieux‘ Arie aus „Manon Lescaut“ (Puccini) sowie Arien aus „L‘Arlesiana“ (Cilea) und „Andrea Chenier" (Giordano) waren Glanzstücke, in denen Gefühl und Stimmkultur zu einer selten so gehörten Höhe führten, ohne daß sich Carreras dabei in die Gefahr begab, schmalzig oder zu sentimental zu werden. Stürmische Ovationen des Publikums wurden mit Zugaben belohnt. Das Tivoli-Sinfonieorchester unter der Leitung von FRANK SHIPWAY begleitete mehr als zufriedenstellend und gab dem Abend einen würdigen Rahmen mit einer Auswahl der üblichen Ouvertüren von Rossini, Verdi und Zwischenspielen von Wolf-Ferrari, Puccini und Giordano.
MICHAEL EISENBLÄTTER