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Orpheus  11/1981
La Bohème  
Berlin   30.8.81
 
Am 30. August konnten die Berliner das „Traum-Paar“ Ricciarelli/Carreras in Barlogs 18 Jahre alter Inszenierung von „La Bohème" erleben. Unter JESUS LOPEZ COBOS‘ akkurater musikalischer Leitung (nur zu Beginn des 2. Aktes waren sich Bühne und Graben nicht ganz einig) spielte sich Lieben und Sterben der Mimi (trotz szenischen Abschliffs) publikumswirksam ab. KATIA RICCIARELLI lieh der Blumenstickerin eine hinreißend sitzende Sopranstimme. ein glaubhaftes Äußeres — und dennoch: sie war einfach nicht das arme Wesen, sie war eher die andere große Lungenkranke der Opernliteratur — Traviata. Für die Mimi ist die Ricciarelli schon zu dramatisch, das Schlichte, das Herzliche kommen etwas zu kurz. JOSE CARRERAS vermittelte -- neben der vokalen Stimmigkeit — voll und ganz die Impression des Rodolfo, er war der Poet mit dem fühlenden Herzen, ohne falsches Sentiment, ohne falsche Drücker. Gutes Hausensemble war in den übrigen Rollen zu erleben: LUCY PEACOCK biestig-herzlich die Musetta, WILLIAM MURRAY als trotzig-empfindsamer Marcello und BARRY McDANIEL treffend der Schaunard.