Herbert von KARAJAN hat zeitlebens jungen Sängern
gerne eine Chance gegeben. Als seine Hauptattraktion der „Carmen‘, Agnes
Baltsa, absagte, ließ er die Annina seines „Rosenkavaliers‘, die viel
geschätzte Altistin des Bachschen Magnificats, die Zigeunerin singen. Ganz
sicher ist Helga MÜLLER-MOLINARI eine bedeutende
Sängerin, eine ungewöhnlich attraktive Bühnenerscheinung mit einem
schlanken Mezzo, dem es freilich an der erforderlich fülligen Tiefe für
Carmen mangelt. Aber sie ist nicht die femme fatale, die in
anti-zivilisatorischer Wildheit in die Männerwelt einbricht. „Seinshaftes“
spürt man nicht, auch der Gesang kommt über Kunst nicht hinaus zu einer
persönlichen Aussage. Daß eine Micaela mehr Beifall einheimst als der
Weibsteufel, ist selten, aber bei der anderen Karajan-Entdeckung, FIAMMA IZZO
D‘AMICO, begreiflich: schien ihr Elisabettas Königinsrobe noch zu groß bei
den Osterfestspielen, so entfaltet sie als Bauernmädchen betörende Lyrik,
leuchtende Spitzentöne. Don José fasziniert als hoffnunslos, aber auch
gewalttätig Verliebter, nicht als blauäugiges Opfer seines Verfallenseins. José
CARRERAS war in Hochform, auch Jose van DAM gelang eine Vertiefung seiner
Rolle. Nicht ganz auf Salzburg-Höhe die Nebenrollen. Und das spanische
Ballett war so überflüssig wie ein Kropf, ja störend.
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