Bei GALA (GL 100.549) ist
ein “Rigoletto”-Livemitschnitt aus der New York City Opera vom 22. 4. 1973
erschienen. AIs Duca ist der junge, am Beginn seiner Karriere stehende
JOSE CARRERAS zu erleben. Warum er in dieser Opernrolle kommerziell nicht
dokumentiert wurde, IäBt sich nicht nachvollziehen, brachte Carreras
doch stimmlich alles mit, was einen idealen Herzog ausmacht:
verführerisches Timbre,
Ieidenschaftliches Feuer und italienische Belcantokultur. In den Extremnoten
neigte er jedoch schon damals zum Forcieren. PATRICIA WISE gibt eine Iiebliche
Gilda mit mädchenhaftem Sopran, aber weißer Höhe. Ein sehr
präsentes Geschwisterpaar sind MARGARET YAUGER (Maddalena) und RICHARD
T. GILL (SparafuciIe). Wie LOUIS QUILICO, in absoluter Topform und mit
Totaleinsatz, dieTitelpartie facettenreich, zum TeiI aggressiv gestaltet,
setzt Maßstäbe. Selbst ohne den optischen Eindruck wird dem
Hörer ein akustisch beeindruckendes und glaubhaftes Psychogramm eines
seelisch zerrissenen Charakters vermittelt. Ein Hörerlebnis ist das
Orchester (Man achte besonders auf die Streicher!) unter Leitung von JULIUS
RUDEL. Selten hat man eine so klar konturierte und konsequent auf die Katastrophe
hindrängende Orchesterbehandlung auf Tondokumenten gehört. Trotz
dramatischer Grundlinie arbeitet Rudel ungeahnte musikalische Details aus
der Partitur heraus und trägt seine Sänger auf Händen. Dieser
Mitschnitt, dem als Bonus Ausschnitte aus einern “BaIIo” in Covent Garden
1978 mit Carreras und SYLVIA SASS angefügt sind, stellt viele Studioaufnahmen
und andere Live-Aufführungen in den Schatten und ist wegen der wirklich
spannenden Interpretation ein Muß für Sammler, natürlich
auch für Carreras-Fans, die den Tenor live in dieser Partie hören
wollen. ***(siehe unten) Angemerkt sei noch, daß Sammler die “Rigoletto"-Produktion
von einer Aufführung vier Tage später (mit Susanne Marsee in
der Partie der Maddalena) als LP-Privatpressung auf Robin Hood Records
kennen, die es wegen ihrer hervorragenden Tonqualität und einer insgesamt
noch intensiveren Wirkung sogar eher verdient hätte, auf CD veröffentlicht
zu werden.***
Claus Conrad - |