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Oper und Konzert 3/1980
«La Bohème»
Köln
26. 1. 1980
Puccinis „Bohème“‘ vor einiger Zeit schon für ein Gastspiel Mirella Frenis hervorgeholt, war diesmal auf die Anwesenheit José CARRERAS‘ zugeschnitten. Der junge spanische Tenor tat alles, um nicht als Fremdkörper aufzufallen. Er engagierte sich darstellerisch, bezog seine Kollegen immer wieder in seine schauspielerische Impulsivität ein. Daß manche Geste nicht ganz saß und ein Teil seines Engagement ins Leere griff, liegt bei einer solchen aktiven Rollenzeichnung auf der Hand. Sympathisch das scheue Liebesspiel im 2. Bild. Die Stimme war edel und voll nobler Attraktivität das Flair des Dichters wurde gut getroffen, wenn auch das „con grazia", die Leichtigkeit im Detail fehlte. Daß der zweite Verzweiflungsschrei am Schluß quasi erstickt im Piano erklang, gab dem so leicht naturalistisch ausrutschenden Finale ein neues, wahres Gesicht.

Die Musetta war noch vor kurzem ein besonderer Erfolg von Barbara DANIELS. Bei aller Mimi-lnnigkeit und -Hingabe sollte es eigentlich besser dabei bleiben, zumal die sonst so vorzügliche May SANDOZ in der Rolle der Kratzbürste ziemlich neutral blieb. Ein Colline von besonderer Stimmkultur war Alexander MALTA.

Die Rubato-Kunst macht Nello SANTI so schnell keiner nach. Daß seine diesmal arg laute Interpretation am Schluß mit lauten Buhs abgekanzelt wurde, war gleichwohl eine übertriebene Reaktion.
Christoph Zimmermann