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Orpheus 9/10 1981

Macerata, Arena Sferisterio 

Giuseppe Verdi: LA FORZA DEL DESTINO 

25.7.1981

von ARNO GRÜNDLER

(Auszug)
Allerdings war auch bei Verdis „Forza del destino" die Szene ein erhebliches Handicap bei einer musikalisch hinreißenden Aufführung, die Erinnerungen an strahlende Opernabende vergangener Jahre wachrief. War die Regie des überaus begabten DARIO DALLA CARTE in der Ausstattung von GIO POMODORO und PIER L. CAVALOTTI vor wenigen Jahren in Verona eine heißdiskutierte Novität, doch insgesamt durchaus in akzeptablem Maße ein Lösungsversuch, blieb diesmal nur ein Scherbenhaufen ehemals guter Ideen zurück. Mit einem Drittel der Dekorationen war die Gesamtkonzeption kaum mehr nachvohlziehbar und für den Beschauer daher sehr befremdend. Doch man konnte an diesem Abend die Augen schließen und wurde mit einer herrlichen musikalischen Wiedergabe unter der Leitung des umsichtigen ARMANDO GATTO, der diesmal auch weniger mathematisch abgezirkelt wirkte. Verwöhnt. In phänomenaler Hochform präsentierte sich MONTSERRAT CABALLE als Leonora: nach introvertiertem, etwas tastendem Beginn überstrahlte ihre faszinierende Musikalität den zweiten Aufzug, und zart abgestufte Phrasierung ließ auch einige Intonationsprobleme beim "Pace. Pace" überhören. Ihr zur Seite stand JOSE CARRERAS, der seine kostbare Stimme als Alvaro mit einiger Anstrengung führte. Absolut sicher hingegen MATTEO MANUGUERRA als Don Carlos, der stets für eine verläßliche Leistung garantiert und an diesem Abend sogar an Intensität über das bei ihm gewohnte Maß hinauswuchs. Brillant MARIA LUISA NAVE als Preziosilla. Wohltönend der weiche, mittlerweile mit einem leicht ausgeweiteten Vibrato behaftete Baß von CARLO CAVA als Padre Guardino. Eine besondere Glanzleistung bot SESTO BRUSCANTINI als Fra Melitone, der mit komödiantischem Augenzwinkern und erfreulich wiedergewonnener Klangfülle seine Rolle aufwertete und dafür mehrmals heftigen Szenenapplaus erntete. Auch sämtliche Nebenrollen waren durchaus gut besetzt, so daß der Abend mit Recht im stürmischen Jubel des Publikums endete.