(Auszug)
Allerdings war auch bei Verdis „Forza del destino" die Szene ein
erhebliches Handicap bei einer musikalisch hinreißenden Aufführung, die
Erinnerungen an strahlende Opernabende vergangener Jahre wachrief. War die
Regie des überaus begabten DARIO DALLA CARTE in der Ausstattung von GIO
POMODORO und PIER L. CAVALOTTI vor wenigen Jahren in Verona eine
heißdiskutierte Novität, doch insgesamt durchaus in akzeptablem Maße ein
Lösungsversuch, blieb diesmal nur ein Scherbenhaufen ehemals guter Ideen
zurück. Mit einem Drittel der Dekorationen war die Gesamtkonzeption kaum mehr
nachvohlziehbar und für den Beschauer daher sehr befremdend. Doch man konnte
an diesem Abend die Augen schließen und wurde mit einer herrlichen
musikalischen Wiedergabe unter der Leitung des umsichtigen ARMANDO GATTO, der
diesmal auch weniger mathematisch abgezirkelt wirkte. Verwöhnt. In
phänomenaler Hochform präsentierte sich MONTSERRAT CABALLE als Leonora: nach
introvertiertem, etwas tastendem Beginn überstrahlte ihre faszinierende
Musikalität den zweiten Aufzug, und zart abgestufte Phrasierung ließ auch
einige Intonationsprobleme beim "Pace. Pace" überhören. Ihr zur
Seite stand JOSE CARRERAS, der seine kostbare Stimme als Alvaro mit einiger
Anstrengung führte. Absolut sicher hingegen MATTEO MANUGUERRA als Don Carlos,
der stets für eine verläßliche Leistung garantiert und an diesem Abend sogar
an Intensität über das bei ihm gewohnte Maß hinauswuchs. Brillant MARIA LUISA
NAVE als Preziosilla. Wohltönend der weiche, mittlerweile mit einem leicht ausgeweiteten
Vibrato behaftete Baß von CARLO CAVA als Padre Guardino. Eine besondere
Glanzleistung bot SESTO BRUSCANTINI als Fra Melitone, der mit komödiantischem
Augenzwinkern und erfreulich wiedergewonnener Klangfülle seine Rolle
aufwertete und dafür mehrmals heftigen Szenenapplaus erntete. Auch sämtliche
Nebenrollen waren durchaus gut besetzt, so daß der Abend mit Recht im
stürmischen Jubel des Publikums endete.
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