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Oper und Konzert 3/1983

MAILÄNDER SCALA

Andrea Chenier - Dezember 1982

 

Seit Jahren versprach die Verwaltung der Scala, daß sie Andrea Chenier wieder in ihren Spielplan aufnehmen werde, doch dann waren immer wieder die dafür vorgesehenen Sänger zu den geplanten Terminen nicht frei. Aber endlich bot sich die Möglichkeit, das Werk mit Jose CARRERAS, Piero CAPPUCCILLI und Anna TOMOVA-SINTOW in einer idealen Besetzung herauszubringen.

Viele Besucher erinnern sich noch heute an die letzten Aufführungen des Andrea Chenier an der Scala in den Jahren 1955 und 1960 mit den größten Opernstars jener Zeit — Mario del Monaco, Franco Corelli, Maria Callas, Renata Tebaldi und Ettore Bastianini — in den Hauptrollen. Man kann aber sagen, daß die neue, mit soviel Interesse erwartete Aufführung den Vergleich aushält. Vielleicht war Anna Tomowa-Sintow bei der Premiere aufgeregt, weil sie die Madeleine, die für ihre Stimme doch etwas zu dramatisch ist, zum ersten Mal sang. Über Jose Carreras kursieren in der letzten Zeit gegensätzliche Meinungen, weil er auch oft zu dramatische Rollen singt, die seiner Stimme schaden könnten. Als Chenier war er aber erstaunlich gut. Schon die Antrittsarie „lmproviso‘ sang er großartig und er konnte die Vorstellung bis zum Ende mit frischer Stimme durchhalten. Das größte Lob verdient jedoch Piero Cappuccilli als beispielhafter Gérard, der vor allem die bekannte Arie „Nemico della patria“ hinreißend sang, so daß er den größten Beifall des Abends erntete.

In den zahlreichen kleineren Rollen boten Kathleen KUHLMANN, Jone JORI, Giuseppe MORELLI, Franco FEDERIGI, Carlo GAIFA und andere solide Leistungen. Obwohl noch jung, konnte sich der Dirigent Riccardo CHAILLY in der Welt schon einen geachteten Namen erwerben; auch diese Vorstellung leitete er ziemlich erfolgreich, obwohl er stellenweise etwas zu langsame Tempi nahm.

Der Spielleiter Lamberto PUGGELLI und der Bühnenbildner Paolo BREGNI sind besser davongekommen als ihre Kollegen bei der Vorstellung des „ERNANI. Der Chor, einstudiert von Romano GANDOLFI, bot wieder eine Glanz- und Spitzenleistung. Bei der Premiere gab es keine unzufriedenen Zuschauer und Zuhörer und sehr viel Beifall.
DL