Carmen - 22.1.1987
Die römische Oper scheint einen neuen Tiefpunkt erreicht zu haben: Die
„Carmen“-Premiere am13. 1 . mußte ohne Chor verlaufen (er streikte),
Startenor Jose Carreras sagte ab, die Regie von SILVIA CASSINI schien in
Ansätzen steckengeblieben, Tenor-Einspringer ALAIN VANZO hatte einen schwarzen
Abend, Carmen ELENA OBRASZOVA, ohnehin vielleicht nie eine ideale Zigeunerin,
sang wie mit wunder Stimme, SILVANO CARROLIS Leistung als Escamillo kann man
nur als indiskutabel bezeichnen, PIERRE DERVAUX dirigierte das schlecht
spielende Orchester und wählte eigenwillige Tempi... Einzig MIETTA SIGHELE
als reife Micaela und das schöne Bühnenbild von PIER-LUIGI SAMARITANI gingen
auf das Haben-Konto dieses Abends.
Die dritte Abendvorstellung am 22. 1. sollte dann die eigentliche
Premiere sein, aber der Chor streikte noch immer, und der endlich
eingetroffene JOSE CARRERAS zeigte sich in keiner guten Verfassung und
gänzlich ungeprobt.
Ein weiteres Debakel in der langen Kette von Mißgeschicken der
römischen Oper!
K. W. / J. G.
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