Zum Inhalt/To index
 
 
 
 

 

La Traviata - 19. 1. 1985

WIENER STAATSOPER

 

Edita Gruberova ist sicher die technisch brillanteste Violetta-Sängerin der Welt. Es ist faszinierend, ihr zuzuhören — doch leider ergreift sie so gar nicht. Ich höre ihr bewundernd zu, aber ihr Schicksal läßt mich kalt (während mich Theresa Stratas‘ „Violetta" erschüttert und zu Tränen rührt). José Carreras ist ein wunderbarer Alfred mit strahlenden Spitzentönen und großer darstellerischer Intensität. Ich hatte mich gefreut, erstmals Juan Pons zu hören, der leider kurzfristig absagte. Wolfgang Brendel sang für ihn den Vater Germont. Es ist erfreulich, die Entwicklung dieses Sängers zu erleben, wie er immer mehr an gesanglicher Differenziertheit und darstellerischer Reife gewinnt. Er sang den Germont mit großem Wohlklang und viel Ausdruckskraft. Die Nebenrollen waren nicht alle staatsopernwürdig besetzt. Hervorzuheben ist dagegen der großartig einstudierte Chor.
Am Pult stand Alain Lombard und zeigte sich als solider, zuverlässiger, aber keineswegs überragender Dirigent. EEM