Zum Inhalt/To index
 
 
 
 

Oper und Konzert 11/1988

Carreras-Konzert
Jubel und Dankbarkeit

Staatsoper Wien

 

José CARRERAS, nach seiner Genesung an der Wiener Staatsoper mit unbeschreiblichem Jubel und einem nicht endenwollenden Blumenregen gefeiert, beglückte seine Hörerschar mit 17 Liedern und fünf Zugaben. Sein Programm, stilvoll und verhalten, bevorzugte spanische Komponisten. Im Mittelpunkt standen die drei Petrarca- Lieder von Liszt, die er zum ersten Mal in einem Konzert sang, und Lieder Puccinis, Studien zur „Bohème". Die Stimme, makellos, edel, mit subtiler Decrescendo-Technik, berührte ungemein. Im zarten Piano schwangen Töne der Trauer und Melancholie, man lauschte atemlos und ergriffen. In den Zugaben steigerte sich der Künstler zu mutiger Verve: Core n‘grato. Granada. Dicitencello vuie. È la solita storia. T'estimo. Gefühl und Kraft, Jubel und Sicherheit—sie wuchsen aus übervollem, glücklichen Herzen. Bescheiden genoß er seinen Triumph ohnegleichen. In Vincenzo SCALERA stand ihm ein sensibler Partner am Flügel zur Seite.

20.000 Kartenwünsche, doch nur etwa 2.000 konnte die Staatsoper, die extra Podiumsplätze eingeräumt hatte, erfüllen. Damit auch der Rest in den Genuß käme, wurde das Konzert im ORF und auf eine 9 x 6 Meter große Leinwand vor der Oper übertragen. Carreras betrat ein für ihn errichtetes Podium auf der Straße, und als er die Bravo-Chöre seiner Fans hörte, denen er schon im Haus fast eine Stunde Stand gehalten hatte, sang er noch eine Draufgabe: Griegs „Ich liebe Dich“ in katalanischer Sprache.

Sein dankbares Publikum war überwältigt.
IMK