Opernwelt 1/1976 |
«Liebestrank» (L'elisir d'amore) |
San Francisco |
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Im «Liebestrank» sahnt
natürlich zuerst einmal José Carreras ab, der hübscheste Nemorino seit
Menschengedenken, ein junger Mann ohne Schmachten, ohne Schwulst, voller
Natürlichkeit des Singens, des Handelns, des Auftretens.
Carreras ist ein As, das in jeder Vorstellung sticht. Judith Blegen singt die
Adina, Gutsherrin in einem sehr sauberen, beinahe etwas sterilem Dorf. Sie
sieht reizend aus, und sie singt ohne Mühe. Doch das Quentchen Charme
altitalienischer Herkunft, das man Adina von Herzen gönnt, geht ihr ab. Sie ist ein fabelhaftes College-Girl in italienischer Tracht. Da hat es Paolo Montarsolo natürlich leicht als Dulcamara, seine fröhlich hintergründigen Possen zu reißen, um die Dörfler auf den Leim zu locken. Er macht Spaß, selbst mit einer Stimme, die weniger nach Apotheker als nach Quacksalber klingt. Als Belcore jedoch platzt einem vor Vergnügen beinahe der Kragen. Denn als der Schwerenöter marschiert mit Zwirbelschnurrbart Ingvar Wixell herein, endlich einmal Herr über eine komische Rolle. Er kostet sie weidlich, genüßlich, aufs feinste. Er bleibt ihr treu, er nimmt sie ganz ernst. Aber er macht darum die Stimme nicht schwer. Ganz leicht serviert er Virtuosität. Es ist eine Lust, ihr zu lauschen. |
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