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Oper und Konzert 6/1981

NATIONALTHEATER -  3. Mai 1981 

Tosca 

 

Nach dem recht guten Gelingen seines „Simon Boccanegra (23. 4.) enttäuschte Miguel GOMEZ MARTINEZ, der von den 22 im Mai angesetzten Opernvorstellungen nicht weniger als 10 dirigieren soll, nicht nur mit der gestrigen lärmenden „Aida‘, sondern schier noch mehr an diesem wahrhaft bestürzenden Abend. Er frönte erneut seiner Vorliebe für überdimensionierte Lautstärke, diesmal abwechselnd mit übergroßer Sentimentalität, die etwa das Vorspiel der „Sternen-Arie" zum peinlichen Gewinsel zerfließen ließ. Der Solovorhang des Dirigenten am Schluß provozierte denn auch geradezu wütende Buh-Rufe.

In der Titelpartie gastierte wieder einmal Teresa KUBIAK, die schon in der Premiere vor ziemlich genau fünf Jahren nicht sonderlich reüssiert hatte und die jetzt stimmlich kaum mehr als operettenhaften Glamour, darstellerisch aber eine pathetische Theatralik aufbrachte, die oft an die Grenzen unfreiwilliger Komik streifte. Von Götz FRIEDRICHS Regie-Intentionen war bei ihr nichts mehr, aber auch bei den meisten anderen Sängern nur noch wenig zu spüren, obwohl in etlichen Rollen die Premierenbesetzung auf der Bühne stand. Theo ADAM ließ als Scarpia üppige baritonale Sonorität, in den As- und Ges-Dur-Kantilenen des zweiten Akts auch sinnliches Feuer und in der Gestaltung sowohl die weltmännische Eleganz des Edelmannes als auch die Glätte des skrupellosen, sadistischen Schurken und obendrein die Glaubwürdigkeit seines (in „Grand Guignol“-Manier zappelnd vorgeführten) Todeskampfs weitgehend vermissen; seine Stimme klang verblüffend schmal und trocken. José CARRERAS (Cavaradossi) hatte seine liebe Mühe mit den hohen Tönen, die meist von unten angestemmt und nicht immer stabil waren; ansonsten zwang ihn die Robustheit der Orchesterbegleitung immer wieder zum Forcieren. Karl Christian KOHN als monströser „Quasimodo von Sant‘Andrea della Valle‘, Raimund GRUMBACH als entkräfteter Flüchtling Angelotti und Norbert ORTH als gefährlicher, schmieriger Spitzel Spoletta gaben ihren Gestalten „deftiges“
Profil.
-nn.