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Oper und Konzert 10/1986
Carmen - Mai 1986
COVENT GARDEN
Der internationale Wanderzirkus einer früheren Ara ist im Aussterben begriffen. Anstatt dessen machen die globetrottenden Opernstars immer mehr von sich reden. Das hat natürlich seine guten und auch seine schwachen Seiten. Ein durch Plattenaufnahmen weltbekanntes Team wie Baltsa und Carreras auch in natura hören zu können, übt zweifellos eine beachtliche Faszination auf das Opern-publikum einer Stadt wie London aus. Daß die betreffenden Stars auf einander fabelhaft eingespielt sind, ist ein weiterer unleugbarer Vorteil. Andererseits kann nicht übersehen werden, daß, wenn zehn „führende“ Häuser dieselben Stars für dieselbe Oper innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes verwenden, jegliche Bemühungen der betreffenden Künstler, den Anschein von Spontaneität zu erregen, sich als hoffnungslos erweisen müssen. Der Opernfan, der innerhalb weniger Monate etwa San Francisco, Milano, Wien und London besucht, müßte sich wohl ernste Gedanken über den allgemein vorherrschenden Mangel an origineller Einfallskraft machen.

Marie McLaughlins eher bescheiden wirkende Micaela erwies sich in völligem Einklang mit ihrer Leistung. Gino Quilicos kraftlos gesungener Escamillo garantierte einen sorglosen Abend für den Tierschutzverein von Sevilla. Der hier debütierende Mark Ermler, Musikdirektor am Moskauer Bolschoy Theater, verhielt sich möglichst neutral und versuchte in keiner Weis, das Niveau dieser Vorstellung zu beeinflussen.